10 Jahre PXI

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Warum sollen wir eigentlich den schnellen PCI Bus von der VXI Plattform ausbremsen lassen?



Die "PCI eXtensions for Instrumentation" kurz: PXI feiert in diesem Jahr das 10jährige Jubiläum seiner Existenz. Der seinerzeit mit der Entwicklung betraute National Instruments-Ingenieur Carsten Puls gibt Einblicke in die Entstehungsgeschichte und verrät, dass die Plattform beinahe ein Carrier-Modul für VXI geworden wäre.

 

Carsten Puls über 10 Jahre PXI

Als federführender Autor der ursprünglichen PXI-Spezifikation, Gründer und erster Vorsitzender der PXI System Allianz freut es mich zu sehen, wie dieses Bus-System in den letzten 10 Jahre gewachsen ist. Ich möchte aus Anlass dieses Jahrestages einige Anmerkungen zur Entwicklungsgeschichte des PXI-Bus machen.

 

Sommer 1996: Als Entwickler bei National Instruments wurde ich damit beauftragt, eine modulare Messtechnikplattform "innerhalb" des VXI-Standards zu entwerfen. Unser Team entschied sich für den gerade eingeführten CompactPCI Standard als Formfaktor, der viele der von uns gewünschten Eigenschaften hatte (verwendet den PCIbus, hatte Raum für Signalaufbereitungen, etc.).

 

Spätsommer 1996: Zusammen mit einigen anderen bei NI entwarf ich einen doppelt breiten VXI-Carrier, der 6 CompactPCI Datenerfassungkarten aufnehmen konnte. Wir nutzten nicht belegte Pins der Steckverbinder für Timing- und Synchronisier-Signale, die man bei NI bereits bei Standard-PCI-Karten als sogenannten "RTSI"-Bus implementiert hatte. Während der Entwicklung verfielen wir darauf, die neu entwickelten Karten in einem Standard-CompactPCI-Chassis zu betreiben und stellten uns die Frage: Warum sollen wir eigentlich den schnellen PCI Bus von einer veralteten VXI Plattform ausbremsen lassen?

 

Im Herbst 1996 stellte ich das Konzept, CompactPCI Module eigenständig zu betreiben (zusätzlich zur Verwendung innerhalb des VXI-Carriers) auf der jährlichen NI-Strategietagung vor, auf der auch der NI CEO Dr. James Truchard und der Entwicklungs-Chef Carsten Thomsen anwesend waren. Das Konzept wurde wohlwollend aufgenommen und wir wurden mit seiner Fortführung beauftragt. Zu dieser Zeit tauchte zum ersten mal der Name PXI für "PCI eXtensions for Instrumentation" auf.

 

Januar 1997: Auf einer NI-Konferenz diskutierten Dr. Truchard und Carsten Thomsen das neue Konzept und hatten die Idee einer kompletten Plattform eines Industrie-Standards, anstatt nur einzelne Produkte zu entwickeln. Dies führte dazu, dass wir eine Multi-Disziplinäre "Task-Force" unter meiner Leitung bildeten und eine PXI-Spezifikation erarbeiteten. Wir erhielten des weiteren von Dr. Truchard den Auftrag bis zur NI-Week ´97 ein Chassis und einen Controller zu entwickeln.

 

Frühling und Sommer 1997: Unsere Mannschaft - bestehend aus Ingenieuren und Marketingspezialisten + traf sich wöchentlich, um an den Produkten und der Spezifikation zu feilen. Während dieser Zeit unterstützte mich James Kimery, strategischer Marketing-Manager bei NI. Er ermutigte mich, von der technischen Entwicklung in das strategisches Marketing zu wechseln, um PXI in den Markt einzuführen und das Geschäft voranzutreiben.

 

1. September 1997: NI veröffentlicht die PXI Spezifikation 1.0 und stellt eine komplette Linie von PXI Modulen einschließlich GPIB und DAQ Produkte vor. Die Spezifikation, bis zu diesem Zeitpunkt von NI kontrolliert, wurde zum offenen Standard, so dass jeder Hersteller kompatible Prdukte entwickeln kann. Die Produkteinführung war ungeheuer erfolgreich und wurde weltweit auf den Titelseiten von Fachzeitschriften gewürdigt. Danach klingelte mein Telefon durchgehend: Andere Hersteller wollten den PXI-Bus für ihre Produkte übernehmen.

 

März 1998: 15 Firmen aus aller Welt unterstützen in einer gemeinsamen Presseerklärung die PXI Spezifikation als offenen Standard.

 

August 1998: Über 40 Firmen unterstützen PXI und gründen die PXI Systems Alliance. Die Kontrolle über die PXI-Spezifikation durch eine unabhängige Organisation wurde eingeleitet.

 

1999: Die PXISA engagiert Fred Bode von Bode Enterprises, der beim Übergang zu - und der Gründung - einer unabhängigen Nonprofit Organisation helfen soll, was dann letztendlich im Jahre 2000 auch geschah.

 

Postskriptum: Ende 2000 verabschiedete ich mich aus der Messtechnik-Branche und wechselte in den IT-Bereich wo ich am Konzept der "Blade"-Computer bei ClearCube Technology arbeite. Blade-Computing hat viel Ähnlichkeit mit modularer Messtechnik (VXI, CPCI und PXI) und wenige wissen, dass seine Wurzeln in der T&M Industrie liegen.

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