Audio-Technologie komplettiert Augmented-Reality

FORSCHUNG & ENTWICKLUNG AUDIO

An der Technischen Universität Ilmenau wurde eine Audio-Technologie für Augmented und Virtual Reality entwickelt, die es ermöglicht, virtuelle Schallquellen in einer natürlichen Umgebung zu erzeugen. Die Technologie wird jetzt gemeinsam mit dem Meta-Konzern weiterentwickelt.



Die Technologie sorgt dafür, dass der Schall für eine Person, die sich in dem Raum bewegt, jederzeit realistisch und überzeugend klingt. Während sich die Person auf die Schallquelle zu geht, daran vorbeiläuft oder sich darum herumbewegt, nimmt sie den Schall so wahr, als ob die Quelle tatsächlich in dem Raum wäre.

Beim dreidimensionalen Erleben virtueller Räume spielt der Hörsinn eine elementare Rolle. Nicht nur wenn eine Person darin bewegungslos lauscht, auch wenn sie auf eine virtuelle Schallquelle zugeht, daran vorbeiläuft oder um sie herumgeht, muss ihre Hörwahrnehmung jederzeit in allen drei Dimensionen realistisch sein.


Das Problem der großen Datenmengen

Um ein möglichst naturgetreues Hörempfinden der virtuellen Schallquellen zu erzielen, bedienten sich Akustikexperten nach Angaben der TU Ilmenau bislang weltweit handelsüblicher Kopfhörer und passten die Wiedergabe der im Raum befindlichen Schallquellen entsprechend der Kopfbewegungen und -drehungen des Hörers an. Wenn ein Hörer seine Position in einem Raum ändert, ändert er nicht nur seine Hörposition relativ zur Schallquelle selbst, sondern auch relativ zu jeder reflektierenden Fläche, egal welche Form, Größe und Oberflächenbeschaffenheit diese haben, aus welchem Material sie sind und in welcher Entfernung und Richtung sie sich befinden. Sollen all diese akustischen Details bei der Schallwiedergabe berücksichtigt werden, sind dafür eine gigantische Rechenleistung der Computer und ein riesiger Mess- und Modellierungsaufwand nötig.

So ist es für eine 3D-Raumsimulationssoftware zeitaufwändig, die akustischen Oberflächeneigenschaften einer komplexen Raumumgebung zu rendern, also aus den vorliegenden Rohdaten ein Umgebungsbild zu erzeugen, um daraus wiederum die für die Schallwiedergabe notwendigen Eigenschaften zu berechnen.


Wie funktioniert die Technologie?

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vom Fachgebiet Elektronische Medientechnik der TU Ilmenau setzten auf Vereinfachung, um die Datenmenge zu reduzieren. Da Menschen ohnehin nicht alle Schalldetails in ihrer Umgebung wahrnehmen, berücksichtigten die Forscher die Reflexionen der Raumumgebung nur noch in dem geringen Maße, wie sie eben tatsächlich wahrgenommen werden. Damit wurden die Rechenleistung der Computer und vor allem auch der Arbeitsaufwand gegenüber früheren Verfahren drastisch gesenkt.


Wo kann man das gebrauchen?

  • Die Anwendungsmöglichkeiten der Technologie liegen vor allem im Entertainment- und Gaming-Bereich, wo zum Beispiel Spielern, während sie in einem virtuellen Gebäude in Ruhe Raum für Raum erkunden, ein realistischer Höreindruck der abenteuerlichen Welt vermittelt wird.
  • In der Industrie kommt die Technologie beispielsweise Automobilentwicklern beim Virtual Prototyping zugute: Ein neues Fahrzeug können sie bereits erkunden und erleben, noch bevor ein realer Prototyp gebaut wurde.
  • In der Medizin könnte die Technologie zur Erstellung einer realistischen Trainingsumgebung für Ärzte oder zur Behandlung von Angststörungen und Depressionen Verwendung finden.
  • Im sozialen Bereich könnten mit VR/AR-Technologien Videokonferenzen dadurch erweitert werden, dass sich mehrere Teilnehmer in Form von Avataren in einem virtuellen Raum treffen und nicht nur miteinander kommunizieren, sondern gemeinsam verschiedene Aktivitäten durchführen: zusammen arbeiten, Entwürfe erstellen oder ein Spiel spielen.
  • Auch in Mixed-Reality-Anwendungen, bei denen virtuelle Inhalte in die reale Umgebung eingefügt werden, kann die Ilmenauer Technologie angewendet werden. So könnten reale Gegenstände virtuell Schall erzeugen, wenn etwa ein Gerät selbst erklärt, wie es zu bedienen ist. Und im Kulturbereich werden Anwendungen denkbar, um beispielsweise Exponate im Museum zu präsentieren.

Fachartikel

Präzisions-Designs mit differenzieller Verstärker-Ansteuerung
Probleme und Lösungsansätze für IEEE 1588 Implementierungen
Kabellose Energieübertragung: Spulen als zentrale Bauelemente