Der Umsatz der deutschen Bauelementedistribution ging im zweiten Quartal 2024 im Vergleich zum Vorjahr um 38% auf knapp 890 Millionen Euro zurück. Das ist laut FBDI der niedrigste Wert seit Mitte 2021.
Der Auftragseingang lag mit 628 Millionen Euro um 28% unter dem Vorjahresquartal. Die Book-to-Bill-Rate stieg aufgrund der schlechten Umsätze leicht auf 0,71 an.
Wie lief es in den einzelnen Produktbereichen?
- Die Halbleiter-Umsätze sanken um 44% auf 565 Millionen Euro
- Bei den passiven Komponenten betrug der Umsatzrückgang 31% auf 125 Millionen Euro
- Ein Rückgang von 19% auf 130 Millionen Euro gab es bei der Elektromechanik
- Bauelemente wie Sensoren, Displays, Stromversorgungen und Baugruppen reihten sich in den allgemeinen Trend ein.
- Die Umsatzverteilung der verschiedenen Bauelementetechnologien untereinander verschob sich zu Lasten der Halbleiter, die jetzt nur noch 63% vom Gesamtwert ausmachen.
Kommentar vom FBDi-Vorstandsvorsitzenden Georg Steinberger:
„2024 gestaltet sich erwartungsgemäß schwierig. Wie mein Vorstandskollege Tom Gerhardt vor wenigen Monaten meinte, ‚nach der Booking-Pause kommt die Billing-Pause.‘ Die Auftragslage verbleibt niedrig und zeigt wenig Wachstumsimpulse. Unser positiver Eindruck vom Frühjahr hat sich leicht verflüchtigt. Die Sichtbarkeit in der Supply Chain hin zum Endkunden ist so schlecht wie lange nicht. Und im Vergleich zu anderen Ländern scheint Deutschland nicht nur ein Problem mit dem Lagerbestand zu haben.
Deutschland hängt ja sehr stark an der Automobil- und der Industrieelektronik, wobei auch die Industrieelektronik vom Wohl und Wehe der Automobilproduktion in Deutschland abhängt. Wir schätzen eine Gesamtabhängigkeit des Marktes vom Automobil in der Größenordnung von 50%. Und genau dort läuft zur Zeit einiges schief, sei es die verkorkste E-Mobilitätsstrategie oder die Exportschwäche mit fossilen Fahrzeugen. Kombiniert mit der Verunsicherung der Endkunden durch die politische und ökonomische Lage lässt sich hier kurzfristig nicht viel Gutes erwarten. Dabei liegen Pläne für die digitale und energetische Transformation, die unseren Markt entscheidend voranbringen könnten, längst auf dem Tisch. Und positive Zeichen, zum Beispiel in der Erzeugung erneuerbarer Energien, gibt es ebenfalls.
Die deutsche Industrie hat zwar wenig zu melden im derzeitigen Hype um die künstliche Intelligenz, da rechne ich mit wenig Impulsen für den Bauelementesektor. Aber den Umbau der europäischen Energiewirtschaft und die Transformation zur All-Electric-Society haben wir noch längst nicht abgeschrieben. Wir sind überzeugt, dass dies auch mit europäischen und nicht nur chinesischen Innovationen gelingen kann. Vielleicht sollte sich die deutsche Gesellschaft weniger in sinnlosen politischen Polarisierungen verlieren, sondern auf das besinnen, was die deutsche Wirtschaft einst groß gemacht hat: Ideen und Ingenieurskunst. Der FBDi hat sich vorgenommen, verstärkt Entwicklungen deutscher Ideenschmieden und Universitäten zu promoten, die massenmarkttauglich sein könnten.“