Künstliche Intelligenz befeuert Halbleitermarkt

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Die globale Halbleiterindustrie wird nach ihrem zyklisch bedingten Umsatzrückgang im Jahr 2019 schon ab 2020 wieder deutlich wachsen. Dies zeigt die Studie „Opportunities for the global semiconductor market“ der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC). PwC prognostiziert, dass sich die weltweiten Umsätze mit Elektronikbauteilen im Jahr 2022 auf 575 Milliarden US-Dollar summieren. Dies entspräche – ausgehend von den 481 Umsatzmilliarden im bis dato letzten Rekordjahr 2018 – einem durchschnittlichen Jahreswachstum (CAGR) von 4,6 Prozent.



Die PwC-Studie differenziert das Branchenwachstum nach Halbleitertypen (Memory, Microcomponent, OSD, Analog, Logic), Anwendungsbereichen (Automotive, Communications, Industrial, Data Processing, Consumer Electronics) und Regionen (EMEA, Americas, Asia-Pacific). In Europa soll sich die Automobilindustrie zum Hauptabsatzmarkt für die Halbleiterbranche entwickeln – noch vor dem Geschäft mit Chips für die Datenverarbeitung.

 

Die Umsätze mit Halbleitern für den Automobilbereich werden der Studie zufolge mit einer CAGR von 11,9 Prozent am schnellsten wachsen. Das Wachstumstempo soll zum Beispiel infolge der zunehmenden Implementierung von Künstlicher Intelligenz in Automobilen zustande kommen.

 

So benötigen Elektro- und Hybridautos ungefähr doppelt so viele Halbleiter wie herkömmliche Fahrzeuge. Die globalen Umsätze mit Chips zur Unterstützung von KI für alternative Antriebsstränge, Infotainment, ADAS-Fahrerassistenzsysteme, Fahrsicherheit und andere automobile Anwendungen sollen bis 2022 auf fast 68 Milliarden Dollar steigen.

 

Laut PwC ist die europäische Halbleiterbranche bei Chips für alternative Antriebe und bei Leistungshalbleitern gut positioniert. Aber bei Halbleitern für KI-Lösungen in beispielsweise autonom fahrenden Automobilen hat sie erheblichen Nachholbedarf. Dasselbe gelte für KI-Chips im Consumer-Electronics-Markt, zumal das Marktpotenzial hier noch größer als im Automobilbereich ist.

 

Damit Europa nicht den technologischen Anschluss in Sachen KI verliert, rät PwC ein Ökosystem aus Applikationsentwicklern für Künstliche Intelligenz, KI-Chip-Herstellern und allen anderen Branchenteilnehmern zu schaffen, das auf Kollaboration basiert – auch mit asiatischen und US-amerikanischen Markteilnehmern, die sich beteiligen möchten.

 

Dabei sollten europäische Unternehmen angesichts zunehmender Handelsrivalitäten die Hardware in den von ihnen hergestellten Automobilen, Maschinen, Kommunikationsanwendungen und Consumer-Electronics-Produkten wieder mehr unter ihre Kontrolle bekommen. PwC rät: „Die Diskussion um Huawei im Zusammenhang mit dem Ausbau von 5G Mobilfunknetzen zeigt beispielhaft, wie wichtig es ist, bei sensiblen Technologieentwicklungen auf heimische Player zu setzen.“

 

Der PwC-Studie zufolge werden die Halbleiter-Umsätze in der Region Asia-Pacific bis 2022 am stärksten wachsen – mit durchschnittlich 4,8 Prozent pro Jahr. Der US-Markt kommt auf ein CAGR von 4,3 Prozent. Europa kommt lediglich auf 3,5 Prozent Wachstum. Neben dem Automobilbereich sind aus der industriellen Produktion, aus dem Gesundheitswesen und aus dem Sicherheitsbereich hohe Nachfragezuwächse nach Halbleitern aller Arten zu erwarten. Und auch in diesen Bereichen hängt der Chip-Boom mit der zunehmenden Verbreitung von KI-Lösungen zusammen.

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