Die deutsche Bauelemente-Distribution hat trotz eines schwachen vierten Quartals das Jahr 2023 mit einem Umsatz von 5,37 Mrd. Euro abgeschlossen. Das entspricht einem Plus von 4% gegenüber dem Vorjahr. Das vierte Quartal 2023 ging um 20,1% auf 1,08 Mrd. Euro zurück.
Aufgrund der weiterhin schwachen Auftragslage (-56% auf 507 Millionen Euro) ergibt sich eine Book-to-Bill-Rate von 0,47, was für die nächsten Quartale laut FBDi eine schwierige Marktsituation erwarten lässt.
Ausgewählte Umsätze nach Segmenten
- Halbleiter: 745 Mio. Euro in Q4/2023 (-21%) und 3,73 Mrd. Euro im Gesamtjahr (+10%)
- Passive Komponenten: 136 Mio. Euro in Q4/2023 (-15,9%) und 669 Mio. Euro im Gesamtjahr (-5,6%)
- Elektromechankik: 128 Mio. Euro in Q4/2023 (-18,1%) und 620 Mio. Euro im Gesamtjahr (-7,3%)
- Ähnliche Abwärtstrends waren bei Sensoren, Displays, Stromversorgungen sowie Baugruppen zu verzeichnen
Kommentar vom FBDi-Vorstandsvorsitzenden Georg Steinberger
„Die Zahlen sind nicht überraschend, weder fürs vierte Quartal noch fürs Gesamtjahr. Man kann das Jahr 2023 so zusammenfassen, dass es bereits viele vorgezogene Geschäfte von 2024 enthält und somit unrealistisch hoch war, genau das, was in 2024 fehlen wird. Für die nächsten Quartale ist mit geringen Neuaufträgen im Bestandsgeschäft zu rechnen, deshalb sollte der Fokus ganz klar auf die Erschließung neuer Designs und Projekte liegen, die wohl aufgrund der schwierigen Liefersituation in den letzten zwei Jahren auch bei den Kunden keine Priorität hatten.
Der positive Ausblick der meisten Marktforscher für 2024 betrifft überwiegend einen Bereich, der als Treiber dienen könnte – Speicher und Prozessoren, die KI-Anwendungen in Data Centern unterstützen. Dieser Markt wird wohl hauptsächlich in den USA stattfinden. In Europa ist die Realität eine andere: Wir treffen hier auf eine schwächelnde Industrie und einen unter Druck befindlichen Automobilbereich, die zwei Hauptabnehmer für Komponenten und wichtigsten Kundengruppen für die Distribution. Deshalb sind die Aussichten für Europa in diesem Jahr eher moderat, mit der Hoffnung auf eine Trendwende nach dem Sommer. Unser Appell wäre, sich nicht auf sinnlose Preiskämpfe einzulassen, zumal die Produktionskosten bei den Komponenten nicht niedriger werden, sondern sich auf die Innovationskraft Europas zu fokussieren und mit neuen Ideen den Markt zu begeistern.
Wir können uns jetzt weiter in die Krise jammern und auf die Politik schimpfen oder die enormen Möglichkeiten, nutzen, die die digitale Transformation und der notwendige, klimafreundliche Umbau von Gesellschaft und Wirtschaft bieten. Gerade für Letzteres sind die Anzeichen da, dass die Unternehmen den politischen Vorgaben nicht nur folgen, sondern vorausgehen, und das ist auch gut für die Elektronikindustrie.“
Ein Thema, das für niemanden gut ist, ist die zunehmende Radikalisierung am rechten Rand der Gesellschaft, bis hinein in die Mitte. Es wird Zeit, dass wir uns als Industrie viel stärker als bisher gegen menschen- und demokratiefeindliche Tendenzen in der Gesellschaft positionieren. Sie schaden der Gesellschaft, der Wirtschaft und dem Ansehen Deutschlands als weltoffenes Land. Michael Huether vom Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) beziffert allein den Schaden der ‚kühnen‘ Wirtschaftspläne von AFD und Co. auf 500 Milliarden Euro Verlust und 2,2 Millionen Arbeitsplätze, von den gesellschaftlichen Verwerfungen ganz zu schweigen.“